Mercator-Projektionen

Mijn hert heeft altijts verlanghen

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Als Mercator 1512 in Flandern geboren wird, herrscht europaweit Aufbruchstimmung. Zeder, das deutsch-belgische Ensemble mit Verbindungen in die Niederlande, zeichnet musikalisch den Lebensweg des Geographen und Kartographen Gerhard Mercator nach. Im 16. Jahrhundert hatte er auch als Theologe und Philosoph große Bedeutung. Mit seiner humanistischen Universalbildung reichte sein Einfluss weit über seine Region hinaus. Mercator pflegte engen Kontakt mit der tonangebenden protestantischen Universität Wittenbergs, der Alma Mater Leucorea, an der auch Luther einen Lehrstuhl erhalten hatte und stand in regem Briefwechsel mit Melanchthon. Hier entstand eine neue protestantische Liedtradition, die wiederum überregionalen Einfluß gewann. Wegen ‘Lutherey’ wurde Mercator für vier Monate eingekerkert, später siedelte er auf Einladung von Wilhelm dem Reichen, Herzog von Jülich-Kleve-Berg, in das tolerante Duisburg um. Hier entwickelte er die bis heute berühmte ‘Mercator-Projektion’, die vor allem für Seekarten wichtig war. Seine Schriften landeten wie die Luthers auf dem Index der verbotenen Bücher des Vatikans.

Margarete von Österreich, ab 1507 Regentin der Niederlande mit Sitz in Mechelen, ist die
einzige Tochter des wichtigsten Kunstmäzens der Zeit: Kaiser Maximilian I.. Auch sie
versammelte Intellektuelle wie Erasmus von Rotterdam und führende Künstler ihrer Zeit um sich, wie z.B. ihren Lieblingskomponisten Pierre de la Rue (1450-1518). In den Musikhandschriften der Zeit gehört er zu den am häufigsten vertretenen Komponisten.

Die Heimatregion Mercators bildete im 16. Jahrhundert das musikalische Herz und kompositorische Exportzentrum Europas. Von hier kamen die berühmtesten Komponisten, die die franko-flämische Polyphonie zur vorherrschenden Musiksprache machten. Die musikalischen wie wirtschaftlichen großen Umwälzungen fanden hier statt.

Nachdem Petrucci 1501 die Musikdruckkunst erfunden hatte, eröffnete Tielman Susato 1543 in Antwerpen die erste Musikdruckerei der Niederlande. Sein Handel florierte, seine Musik wurde auf bürgerlichen Banketten gespielt. Er war Mitglied der Stadtkapelle, aus der er jedoch wegen Verdachts des Protestantismus wieder entlassen wurde. Seine Ausgaben geben die reiche Vielfalt der Tanzmusik in der Mitte des 16. Jahrhunderts wieder.

Aus Mercators Leuvener Zeit ist die heute sogenannte Handschrift Leuven Chansonnier
erhalten, die erst 2014 wiederentdeckt wurde. Viele der hierin überlieferten dreistimmigen
Chansons haben Konkordanzen in anderen Handschriften, aber die zwölf von ZEDER gespielten sind Unikate und musikhistorisch dadurch besonders wertvoll.

Martin Peudargents Werke erklingen in diesem Programm als musikalische Illustration von Mercators Lebensstation am Hof zu Kleve-Jülich-Berg. Peudargent gestaltete maßgeblich die ‘Jülicher Hochzeit’ von 1585 mit. Der Druck des Liber Primus seiner Motettensammlung von 1555 gilt als erster Musikdruck Düsseldorfs.

Programm mit Musik von u.a. Pierre de la Rue, Tielman Susato, Martin Peudargent